Drei-Kronen-Hof: Baustopp ist vom Tisch

TUTTLINGEN – Wer kann, fährt um die prominenteste Baustelle der Tuttlinger Wohnbau gerade einen großen Bogen. An der Kreuzung Katharinenstraße/Stockacher Straße wird nicht nur am Wohnbau-Groß-projekt Drei-Kronen-Hof gewerkelt, sondern auch ein Kanal erneuert. Die Arbeiten am Kanal dauern etwas länger, noch bis ins neue Jahr. Und am Drei-Kronen-Hof? „Wir sind nicht so weit, wie wir gern wären“, sagt Wohnbau-Geschäftsführer Horst Riess.

60 Wohnungen sowie ein Gewerbekomplex sollen an der Stelle entstehen. Die gute Nachricht: Ein Bau-stopp ist fürs Erste vom Tisch. „Wir sind mehr als nur aus dem Loch raus“, so Riess. Es habe zwar Verzögerungen beim Rohbau gegeben, im April 2023 soll er aber fertig sein. Etwa ein Vierteljahr später als geplant. Für die Folgegewerke stehen zum Teil schon Lieferverträge fest. Nun versuche die Wohnbau, auch für den Rest verlässliche Angebote zu bekommen. Das sei aber schwierig, sagt Riess. Diverse Anbieter seien vom Markt verschwunden, „diejenigen, die bleiben, nehmen, was sie kriegen können“. Er erwarte nicht, dass sich die Situation in nächster Zeit verbessern werde. „Deshalb bau-en wir so schnell wie möglich fertig.“

Das Bauprojekt wird wohl um die 40 Millionen Euro kosten, verkauft ist im Drei-Kronen-Hof aber noch nichts. Nach Dreikönig will die Wohnbau mit dem Verkauf der Wohnungen und Gewerbeeinheiten beginnen, die Preise hält sie noch unter Verschluss. „Es gibt lange Interessentenlisten, die sind aber auch lange her“, sagt Riess.

Ob ihm das angesichts des abflauenden Immobilienmarkts nicht Bauchschmerzen macht? Gewisse Bedenken seien da, sagt Riess. Das Unternehmen habe aber einen Stresstest gemacht, also mögliche Szenarien mit Verkauf und Vermietung durchgespielt. „Selbst wenn man einen langen Atem braucht, wird es unser Unternehmen nicht in Schieflage bringen“, sagt Riess. Es gehe an der Stelle darum, Stadtentwicklung mitzugestalten. Das zu erreichen, sei seine größte Motivation.

Was die Wohnbau darüber hinaus 2023 vorhat:

Einfamilienhäuser Möhringer Vorstadt: 26 Einfamilienhäuser mit je 150 Quadratmetern Wohnfläche sollen zwischen Heiligental und Grenztäle entstehen. Die Baugenehmigung ist erteilt, 2023 soll es zu-nächst mit der Erschließung losgehen. Straßen und Kanalarbeiten macht die Wohnbau in Abstimmung mit Stadt und Stadtwerken selbst. „Wenn zehn Häuser verkauft sind, ist Spatenstich“, kündigt Riess an.

Energetische Sanierung: Die Wohnbau hat ihren Bestand an Häusern hinsichtlich Energieeffizienz überprüft und nach einem Ampel-system bewertet. In den ältesten Gebäuden steckt am meisten Potenzial. Zwei große Projekte will die Wohn-bau deshalb 2023 anpacken. Die Mehrfamilienhäuser der „Chiron- Siedlung“ (Kreuzstraße, Biesendorfer Weg, Olgastraße), die nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurden, sollen klimaneutral werden. 5,2 Millionen Euro soll das kosten. Daneben ist ein Neubau in dem Areal geplant, ein Sechsfamilienhaus, das vermietet werden soll. Nahwärme und Mieterstrom sind bei der Sanierung vor-gesehen, ebenso Photovoltaik, Fassadendämmung und neue Fenster. Selbiges gilt für die Bodenseestraße 37, dort rechnet die Wohnbau mit 2,3 Millionen Euro, ein KfW-Zuschuss von 670.000 Euro steht in Aussicht.

Bodenseestraße: Die beiden Neubauten an der Bodenseestraße 50 und 51 sind fertig, insgesamt gibt es dort 100 Wohnungen. Die Wohnungen in einem Gebäude wurden verkauft, das andere vermietet die Wohnbau selbst. Das Vermietungs-geschäft sei gut angelaufen, sagt Riess, es handle sich aber um viele Wechsler. „Das sind oft Mieter, die schon lange in Wohnbau-Wohnungen wohnen und die jetzt in den Neu-bau wollen.“ Kronen-Areal Möhringen: Wohnbebauung auf der Wiese hinter dem Möhringer Kronen-Areal – das wünscht sich der Tuttlinger Teilort. Im Ortschaftsrat kamen die Wohnbau-Pläne aber nicht gut an. Horst Riess kann die Kritik nicht nachvoll-ziehen, vieles sei aus seiner Sicht unbegründet. Im März soll es einen Gesprächstermin mit Ortschaftsräten geben, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Eigentumsverwaltung: Neben dem Mietwohnungsgeschäft ist die Wohnbau auch als Hausverwalter für Eigentümergemeinschaften tätig. Da ruckelt es momentan, vor allem weil das Personal fehlt. Das habe zu einem gewissen „Erledigungsrück-stand“ geführt, so Riess. Er könne die Kritik teils nachvollziehen – dass sich Eigentümer gegenüber seinen Mitarbeitern im Ton vergreifen, allerdings nicht. Eigentümerversammlungen würden deshalb künftig er selbst, Prokuristin Rita Hilzinger oder der leitende Architekt Michael Heim übernehmen.

Quelle: www.schwaebische.de, Artikel vom 19.12.2022