Interessenten für Gastronomie und Gewerbe sind da

Bis vor vier Wochen war Horst Riess, Geschäftsführer der Tuttlinger Wohnbau, „noch deutlich besorgter, als ich es heute bin“. Mittlerweile ist er sich sicher, dass sein Unternehmen das neue Quartier Drei-Kronen-Hof tatsächlich fertigstellen kann. Lieferengpässe, Materialknappheit, die enorme Teuerung am Bau, all das hatte dem Großprojekt in Innenstadtlage arg zugesetzt und macht sich nun bei den Preisen für Wohnungen und Büros bemerkbar.

Wer am Quartier vorbeiläuft und regelmäßig die Fortschritte beobachtet, wundert sich: Stockwerk um Stockwerk wächst der Bau in die Höhe – was soll da noch schiefgehen? Horst Riess beschreibt die enormen Anstrengungen, die notwendig sind, um Handwerker und Unternehmen zu finden. Bundesweit wurden die Gewerke ausgeschrieben, oft bei zwei Dutzend Firmen angefragt. Und dann kamen drei, manchmal auch vier Angebote. In Preisregionen, die vor dem Bau-start noch völlig utopisch erschienen, jetzt aber normal sind.

Riess sagt, dass der Drei-Kronen-Hof das schwierigste Vermarktungsobjekt ist, dass er in seinen 30 Jahren bei der Wohnbau hatte. „Aber ich bin zuversichtlich und überzeugt: Das wird eine tolle Sache“, fügt er an.

Die Wohnbau geht mit dem Verkauf und der Vermietung der 70 Wohnungen und 3000 Quadratmetern Büro- und Gewerbe-fläche demnächst an den Markt. Im Schnitt liege der Kaufpreis für die Wohnungen bei 5000 Euro pro Quadratmeter. Wer eine der drei Penthouse-Wohnungen in oberer Lage von Haus drei haben will, muss mehr hinblättern.

Das Gebäude in Richtung Marktplatz/ZOB (Haus 1), das Gewerbe, Büros und Arztpraxen vor-behalten ist, hat bereits seine end-gültige Höhe erreicht. Zwei Gastronomiebereiche sind vorgesehen. Interessenten gebe es bereits, mehrere Varianten sind vorstellbar. So auch im Erdgeschoss: „Wir denken da in Alternativen“, sagt Riess. Entweder entsteht ein großer Gastrobereich in Richtung Marktplatz oder eine sogenannte „Boxing-Lösung“. Drei bis vier verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Produkten, die die Sitzmöglichkeiten innen und im Außenbereich gemeinsam nutzen. Im vierten Geschoss ist ein weiteres Angebot geplant. „Von Roof-Top-Gastro zu sprechen, wäre auf der vierten Ebene wohl etwas übertrieben“, meint Riess. Aber ja, die Dachterrasse ist Teil des Konzeptes.

Zwischen 16 und 18 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter rechnet der Wohnbau-Geschäftsführer für Gewerbe und Gastronomie. Die Preise hängen auch davon ab, wie aufwändig die Installationen sein werden, die die Pächter brauchen. Im Verkauf sei der Gewerbebereich noch unter 5000 Euro pro Quadratmeter zu haben.

Haus 2 ist L-förmig im hinteren Bereich des Areals angelegt und reicht bis zur Katharinenstraße. Es wird sechs Ebenen bekommen. In Haus 3 (Ecke Obere Hauptstraße/Katharinenstraße) sind es sieben Ebenen, derzeit werkeln die Bauarbeiter im vierten Geschoss. Die drei Gebäude sind um einen Innenhof angelegt.

Auch abseits des Themas Quartiersentwicklung „wird es von der Attraktivität und Ausstattungen her mit das Beste sein, was wir in den vergangenen Jahren realisiert haben“, sagt Riess über den Drei-Kronen-Hof. 80 Prozent der Gewerke seien soweit ausgeschrieben, dass Angebote und meist auch schon unterschriftsreife Verträge vorliegen. Die restlichen 20 Prozent der Handwerkerleistungen fallen teilweise erst mit der Fertigstellung des Projekts an. Die Wohnbau holt dafür gerade Angebote ein. In gut einem Jahr soll alles fertig sein. Angedacht war das zeitige Frühjahr 2024, nun wird es wohl Mitte des Jahres. Der Drei-Kronen-Hof ist das eine, die Straßengestaltung rund um das Areal das andere. Dafür ist die Stadt Tuttlingen zuständig. Die Umbauten betreffen vor allem die Schützenstraße und die Obere Hauptstraße. Deutlich weniger Verkehr, stattdessen Pflasterungen und Bäume sehen die Planungen vor. In der Oberen Hauptstraße ist obendrein eine schmale Wasserrinne vorgesehen als Hommage an den unterirdisch fließenden Seltenbach. Die Schützenstraße im Bereich der Hochschule soll den Charakter eines Platzes bekommen, ebenso wie der Bereich zwischen Drei-Kronen-Hof und ZOB, der künftig Willy-Brandt-Platz heißen wird.

Zwar gibt es laut Stadtsprecher Arno Specht noch keine Detailplanung, welche Bodenbeläge welche Farbe bekommen, aber das Grundkonzept stehe fest.

Quelle: www.schwaebische.de, Artikel vom 03.03.2023