Bauprojekt wird zur Herausforderung

TUTTLINGEN – Es mangelt an Handwerkern und an Material: Holz, Gipskarton, Stahl. Das treibt die Preise in die Höhe. In diesem Kreislauf befindet sich auch die Tuttlinger Wohnbau, die mit den Arbeiten am Drei-Kronen-Hof gestartet ist. „Bauen wird nicht billiger – wohnen auch nicht“, sagt Wohnbau-Chef Horst Riess dazu und verhehlt dabei nicht, dass ihm diese Entwicklung Sorgen macht.

60 Wohnungen sowie ein Gewerbekomplex entstehen in der Innenstadtlage Katharinen-/Schützenstraße. Ziel der Wohnbau ist es, ein Quartier zu errichten, in dem gewohnt und gearbeitet wird, in dem es aber auch Aufenthaltsqualität und Erlebniswelten geben soll.

Eine offene Rechnung

Insgesamt ist der Drei-Kronen-Hof schon jetzt „mit mehr als 30 Millionen Euro kalkuliert“. „Wir müssen zwingend davon ausgehen, dass über die Laufzeit zehn Prozent drauf kommen.“ Und selbst das sei nur mit diszipliniertem Handwerken zu erreichen. Bemerken werden diese Spirale auch die Menschen, die in die Wohnungen einziehen wollen.

Das Ende der Sozialwohnungen in Sicht?

Die Wohnbau will sich für die Zukunft noch breiter aufstellen und wird verstärkt auf Generalunternehmer setzen, wie am Beispiel Bodenseestraße, in der die Wohnbau ein Projekt mit Züblin umsetzt. Dort kostet der Quadratmeter im Erdgeschoss 3200 Euro, im ersten Obergeschoss 3300 Euro. „Das ist ein Sensationspreis in Tuttlingen“, so Riess und gehe nur, weil ein Generaler dort den Auftrag für 100 Wohnungen erhalten hat.

50 davon kommen auf den Mietmarkt, alle diese Wohnungen sind gefördert und nur mit Wohnberechtigungsschein zu bekommen, der abhängig ist vom Einkommen.

„Wenn die 50 geförderten Wohnungen in der Bodenseestraße stehen, dann ist der Drops auf Jahre gelutscht“, bezieht sich der Wohnbau-Chef auf die Nachfrage nach gefördertem Wohnraum. Auch im Neubauprojekt Torhaus in der Nordstadt entstanden fünf Wohnungen dieses Segments. Riess: „Der große Run darauf ist nicht da.“ Momentan sei eine dieser Einheiten bezogen. Auch wenn es keine Frage sei, dass die anderen auch vermietet werden können, gebe es doch alles andere als lange Warteschlangen.

Zu den gewerblichen Mietern der Wohnbau zählen unter anderem Cafés und Restaurants, Hotellerie, Kino und auch Reinigung und Metzgerei. „Wir haben die Gewerbetreibenden über diese Corona-Zeit hinweghelfen müssen, sonst schließen die nie megr auf“, sagte Riess im Ausschuss und sprach Mietstundungen an. Die Betriebsstärke der Wohnbau erlaube das eine gewissen Zeit, „aber auch nicht mehr lange“. Im Mietwohnungssektor habe die Pandemie nicht gravierend zugeschlagen. Die Zahl der Mietstundungen habe unter zehn gelegen – bei insgesamt mehr als 1700 Wohnungen. Mit den Betroffenen sei man im Gespräch, um nach Lösungen zu suchen.

Quelle: www.schwaebische.de, Artikel vom 16.06.2021